Aminosäuren L-Alanin und Beta-Alanin – Teil 1

Aminosäuren L-Alanin und Beta-Alanin – Teil 1

Völlig unterschiedliche Wirkungen

 

Auf den ersten Blick mag man meinen, dass die beiden Bezeichnungen für zwei unterschiedliche Formen der gleichen Aminosäure stehen. Stimmt das?

Ja, das stimmt. Ist ihre Wirkung aber gleich? Keinesfalls! Ihre unterschiedlichen Präfixe erhalten die beiden Alanin-Versionen durch ihre Strukturformel. Was bei dem Einen am Alpha-Kohlenstoff hängt (aus diesem Grund wird L-Alanin auch gerne Alpha-Alanin genannt), befindet sich beim anderen am Beta-Kohlenstoffatom. Man verschiebt also einfach einen atomaren Bauklotz von Position 1 auf Platz 2 und schon wird alles anders in der Welt der Moleküle.

Ein so kleiner aber feiner Unterschied macht in der Biochemie eine Menge aus! Während L-Alanin leicht vom Körper bei Bedarf in Zucker umgewandelt werden kann – und uns damit viel über den Stoffwechsel von Menschen über Stress erklären kann – schützt Beta-Alanin vor Erschöpfung, beruhigt die Nerven und ist ein zentraler Baustoff von weiteren Produkten. Fangen wir aber beim Alpha (L) an, reden ein wenig über Stress und Energie und gehen im Anschluss über zu Beta-Alanin, der “Übersäuerung von Muskeln“ und entspannten Signalstoffen.

Aminosäuren L-Alanin und Beta-Alanin

L-Alanin: Zuckerschock durch Proteine?

Insulin ist vielen bekannt als ein Stoff, der im Körper ansteigt, wenn wir etwas Süßes essen. Essen wir Glukose, klettert unser Blutzucker im Anschluss nach oben. Damit der ganze Zucker irgendwo untergebracht werden kann, schleust das Insulin, ausgeschüttet von der Bauchspeicheldrüse, ihn aus unseren Blutbahnen in unsere Zellen. Dort angekommen wird dann aus den süßen Kalorien Energie gebraut. Vielen kommen dabei Erkrankungen wie Diabetes Mellitus Typ2 in den Sinn, bei denen dieser Ablauf nicht mehr gut zu funktionieren scheint. Doch ist Glukose in all seinen Formen – also Stärke in Reis, Brot und Nudeln, Fruchtzucker und so weiter – die einzige Vorlage für Zuckerwatte in Zellen?

Körperlicher und vor allem auch psychischer Stress – ob durch körperliche Belastungen oder Deadlines – ist ein Meister darin, unseren Körper intern nach Zucker japsen zu lassen. Schließlich stehen wir gerade in diesem Moment unter Belastung und brauchen Treibstoff! Bei Stress schüttet unser Körper bekannte Stoffe wie Cortisol aus. Cortisol kann unseren Blutzucker ansteigen lassen, indem es bei einem Mangel an zu Verfügung stehender Energie Eiweiß in unserem Körper zu Zucker verstoffwechseln lässt.

Stehen wir unter Stress und haben keine Glukose zur Verfügung, verdauen wir uns sozusagen selbst! Werden Aminosäuren im Körper in Zucker umgewandelt wird im Anschluss natürlich Insulin ausgeschüttet, um diesen Zucker wieder in Zellen zu schleusen. Doch nicht Zucker aus der Nahrung, sondern eher das “verdaute“ Eiweiß sorgte so zu einem Anstieg des Blutzuckers.

Kein Wunder also, dass wir vor allem unter Deadlines und emotionaler Belastung gerne in die Schublade mit der Schokolade greifen wollen.

Vor allem L-Alanin ist dabei eine dieser Aminosäuren, die mit nur wenigen Schritten in Energie umgewandelt werden kann. Unter normalen Umständen möchte man so einen Zustand eigentlich vermeiden. Wann würde es also Sinn machen, überhaupt L-Alanin in irgendeiner Art und Weise zu supplementieren?

Nicht jeder kann Glukose oder stärkehaltige Nahrungsmittel in der heutigen Zeit gut verwerten, oder kann unter Stoffwechselstörungen leiden. Für Menschen mit großen Schwierigkeiten, Glukose als Energielieferant zu verwenden, ist so eine Information recht praktisch! In solchen Fällen könnte man vielleicht L-Alanin verwenden, um dem Körper bei Bedarf schneller Energie zu liefern, sollte er sie denn brauchen.

Was ist aber mit normalen Menschen? Ist L-Alanin der neue Zucker?

Will man unbedingt, dass der Körper Aminosäuren in Zucker umwandelt? Wird im Körper L-Alanin umgewandelt, entsteht dabei unter anderem Glutamat. Einige Leser denken vielleicht an Geschmacksverstärker in asiatischen Restaurants, doch Glutamat kann noch weitaus mehr im Körper, als nur die Nahrung intensiver schmecken lassen. Glutamat selbst ist einer der stärksten stimulierenden Botenstoffe unseres Körpers und eine Überproduktion davon sorgt für helle Aufregung im Körper, die selbst gerne zu Stress im Körper führen kann.

Wenn L-Alanin im Körper zersetzt wird, sobald unsere Energiespeicher nach unten gehen und unser Körper anfängt sich selbst zu verdauen, wird es höchste Zeit, dem Wirt zu sagen, dass er doch mal im Kühlschrank nach dem Rechten sehen sollte.

Aminosäure L-Alanin

So gesehen kann man L-Alanin als Energielieferant sehen. Unser Körper hat erstaunlich viele Möglichkeiten, Energie aus Fetten, Kohlenhydraten und sogar Eiweißen zu generieren. Aminosäuren wie L-Alanin sind ein gutes Beispiel, um ein wenig besser den Körper zu verstehen. Abgesehen von seiner Funktion als sekundärer Treibstoff, wird L-Alanin, so wie viele weitere Aminosäuren, vom Körper als Baustoff für Gewebe verwendet.

Vor allem bei Zuckerstoffwechselstörungen könnte man dabei überlegen, L-Alanin als Supplement zu verwenden. Da L-Alanin als Energiesubstrat und Baustoff für körpereigene Proteine (z.B. Muskelgewebe) verwendet werden kann, ist es ein bekanntes Nahrungsergänzungsmittel im Sport. Eine Kehrseite der Medaille gibt es jedoch: Glutamat. Merkt man bei der Verwendung von L-Alanin als Supplement, dass man sich kurz danach gestresst fühlt, kann das am Glutamat liegen. Ist das nicht der Fall, ist L-Alanin eine unbedenkliche und recht praktische Aminosäure für den Körper.

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