Lysin: Essentiell mit potentiell therapeutischer Wirkung – Teil 2

Lysin: Reizdarm, Arginin, Stickstoffoxid und Darmgesundheit

Während der Mensch schon seit schieren Ewigkeiten aus dem Bauch heraus Entscheidungen getroffen hatte, kommt nun auch die Wissenschaft auf die Idee, ein zweites Gehirn irgendwo knapp oberhalb der Gürtellinie zu platzieren. Denn in Bezug auf neuronale Verzweigungen steht unser Darm dem Gehirn eigentlich in nichts nach.

Fast scheint es so, als hätten wir ein zweites zentrales Nervensystem in unserem Bauch und immer deutlicher wird, wie sehr unser Mikrobiom, die Darmwand und das anliegende Immunsystem einen gewaltigen Einfluss auf uns haben. Während der Darm eine riesen Rolle bei der Sortierung von Gift- und Nährstoffen spielt, die in unseren Blutkreislauf eindringen dürfen, sind Stimmung und entzündliche Prozesse nur zwei Beispiele von vielen Einflussgebieten des Darms.

Essentielle Amiosäuren Lysin

Stickstoffoxid (NO) ist ein zentraler Abwehrstoff gegen bakterielle Eindringlinge

Enzyme wie iNOS produzieren dieses aggressive Molekül, sollten vermehrt Eindringlinge aus dem Darm in den Körper eindringen. Während das seine physiologische Rolle haben mag, ist wie so oft ein Übermaß ein potentielles Problem. NO zerstört neben Bakterien auch die eigenen Zellen im Körper und sorgt unter Umständen für einen noch stärker brennenden Entzündungsherd.

Unter heutigen modernen Zuständen aus zweifelhafter Nahrungsmittelqualität, Elektrosmog und Zeitstress, reagiert unser Körper aus unterschiedlichen Gründen gerne mal ein wenig über. Hat allerdings eine Person bereits einen Reizdarm, braucht er im Bauchraum vor allem erstmal eines: Ruhe. Unter anderem, damit sich die Darmwand wieder regenerieren kann. Kommen wir damit zu der Aufgabe von Lysin. Es reguliert NO und hemmt die Aufnahme von Arginin.

Arginin, wie in diesem Artikel beschrieben, ist eine grundlegende Bausubstanz für Stickstoffoxid. Wurde in Experimenten Arginin in Kombination mit Lysin verabreicht, fand man signifikant weniger Arginin im Blut der Versuchspersonen. Laut Untersuchungen scheint es so, als ob Lysin und Arginin im Darm um die gleichen Aufnahmewege konkurrieren würden. Aber auch ohne diese Eigenschaft schien Lysin einen Effekt auf die Aktivität von NO im Körper zu haben.

Die Reaktionen auf Giftstoffe aus dem Darm waren weniger stark, abhängig von der Dosis an Lysin, die verabreicht wurde. Auch bei Wundheilungsprozessen und viele weiteren regenerativen Abläufen, die weniger entzündliche und aggressive Abläufe im Körper benötigten, konnte Lysin einen positiven Beitrag leisten. Damit bekommt Lysin ein wenig ein Image von einem bakteriellen Schlichter – zumindest wenn es in physiologischen Dosen verabreicht wird. Was ist aber eine richtige Dosierung?

Lysin: Bedarf, Nebenwirkungen und Dosierung

Ein hemmender Wirkstoff kann im Übermaß zu einer Belastung werden. Bei Mäusen konnte bei einer Dosierung von etwa 10 Gramm reinem Lysin am Tag Nebenwirkungen beobachtet werden. Wie bereits erwähnt ist NO wichtig für die Abwehr von bakteriellen Eindringlingen und der Aktivität von NO in Zellen. Damit hat es seine wichtigen Aufgaben in physiologischen Dosierungen und den NO-Hahn komplett abzudrehen könnte damit das Immunsystem unterdrücken und sogar zu stärkeren infektiösen Belastungen führen. 10 Gramm zusätzlich zu einer gewöhnlichen Ernährung sind jedoch eine hohe Menge. Vor allem für Mäuse!

Wer nicht dazu neigt, täglich ein halbes Kilo Lysin als Supplement zu verwenden, muss sich über schwere Nebenwirkungen weniger Gedanken machen. Der Bedarf an Lysin am Tag pro Mensch liegt zwischen 15-100mg/kg Körpergewicht. Babys und Kinder sind dabei eher in einem Bereich von etwa 100mg/kg Körpergewicht, während mit zunehmendem Alter der Bedarf graduierlich zu sinken scheint.

Da Lysin viele wichtige Aufgaben für den Aufbau von neuem Gewebe hat, sind solche Schwankungen nicht allzu verwunderlich. Da solche Messungen sich aber meistens auf die Bildung von neuem Gewebe beziehen, kann es auch “ausgewachsene“ Menschen mit einem höheren Bedarf geben.

Essentielle Aminosäure-Lysin

Darmprobleme oder hoher körperlicher/mentaler Stress können dabei zwei mögliche Gründe sein. Wie so oft sind proteinhaltige Nahrungsmittel reich an essentiellem Aminosäuren. Soja, rotes Fleisch, Fisch, Käse und Geflügel können alle mit etwa 2-3 Gramm pro 100 Gramm Lebensmittel werben. Damit ist ein gewöhnlicher Bedarf an Lysin leicht zu decken, während seiner Verwendung als ergänzendes therapeutisches Mittel wenig im Wege steht.

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