Aminosäuren L-Alanin und Beta-Alanin – Teil 2

Aminosäuren L-Alanin und Beta-Alanin – Teil 2

Völlig unterschiedliche Wirkungen

 

Auf den ersten Blick mag man meinen, dass L-Alanin und Beta-Alanin Bezeichnungen für zwei unterschiedliche Formen der gleichen Aminosäure sind. Stimmt das? Ja, das stimmt. Ist ihre Wirkung aber gleich? Keinesfalls!

Ihre unterschiedlichen Präfixe erhalten die beiden Alanin-Versionen durch ihre Strukturformel. Was bei dem Einen am Alpha-Kohlenstoff hängt (aus diesem Grund wird L-Alanin auch gerne Alpha-Alanin genannt), befindet sich beim anderen am Beta-Kohlenstoffatom. Man verschiebt also einfach einen atomaren Bauklotz von Position 1 auf Platz 2 und schon wird alles anders in der Welt der Moleküle.

Ein so kleiner aber feiner Unterschied macht in der Biochemie eine Menge aus! Während die eine Version leicht vom Körper bei Bedarf in Zucker umgewandelt werden kann – und uns damit viel über den Stoffwechsel von Menschen über Stress erklären kann – schützt die andere vor Erschöpfung, beruhigt die Nerven und ist ein zentraler Baustoff von weiteren Produkten.

Aminosäuren L-Alanin und Beta-Alanin

Beta-Alanin: Carnosin, Histidin und Histamin

 

Beta-Alanin ist eine der beiden Aminosäuren, die für die Produktion von Carnosin verwendet wird. Das macht Beta-Alanin recht interessant als Aminosäure, denn Carnosin ist in der wissenschaftlichen Literatur dafür bekannt, unter anderem positive Effekte auf Schwermetall-Ausleitungen, das Immunsystem, Wundheilung und vieles mehr zu haben.

Die Liste zu Carnosin und seinen positiven Effekten ist recht lang und natürlich könnte man sich direkt fragen, warum man nicht gleich Carnosin als Supplement verwendet? Die Antwort ist eigentlich recht einfach. Man könnte durchaus Carnosin als Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, doch Beta-Alanin ist in den meisten Fällen schlichtweg “sicherer“. Der Grund dafür ist die zweite Komponente, die unser Körper neben Beta-Alanin benötigt, um Carnosin zu bauen: Histidin.

Abgesehen von histaminhaltigen Lebensmitteln selbst, kann in unserem Körper und durch Bakterien in unserem Darm Histidin in Histamin umgewandelt werden. Ein Übermaß an Histidin kann dabei eine vermehrte Produktion von Histamin ankurbeln. Kombiniert mit entzündlicher Nahrung oder einem löchrigen Darm, kommt es so leicht zu Beschwerden. Würde man also Carnosin als Supplement verwenden, läuft man Gefahr, es vom Körper in Histidin und Beta-Alanin umwandeln zu lassen.

Führt man stattdessen nur Beta-Alanin zu, sorgt das eher zu einer Reduktion von Histidin (Histamin) im Körper, was bei vielen Menschen hilfreicher wäre. An dieser Stelle sollte natürlich erwähnt werden, dass Histamin seine wichtigen Aufgaben bei Abwehrreaktionen besitzt und nicht rein schädlich ist. Dennoch ist bei den meisten Menschen eher ein zu viel an Histamin ein Problem, als ein zu wenig.

Kurz gefasst sorgt Beta-Alanin für die Produktion von Carnosin, während es indirekt die Menge an Histamin limitieren kann – ein netter Zusatzeffekt also!

Beta-Alanin: Schutz vor Muskelübersäuerung und Ermüdung

Stemmen wir schwere Gewichte, martern wir mental unseren Kopf oder stehen wir zum Beispiel unter Prüfungsstress, müssen unsere Zellen gerne mal Höchstleistung vollbringen. So wie wir irgendwann unter einer Last zusammenbrechen können, sind auch unsere Zellen in dieser Hinsicht recht “menschlich“. Um Energie zu produzieren verschlingen unsere kleinen Organismen Sauerstoff und Brennstoffe wie Zucker, um daraus unsere Energiewährung ATP zu generieren. Solange Sauerstoff ausreichend zur Verfügung steht, ist dieser Prozess recht gut verträglich. Sobald jedoch unser O2 – aus welchem Grund auch immer – Mangelwahre wird, was gerne unter erhöhter Belastung passieren kann, werden die fleißigen zellulären Arbeiten gerne mal etwas sauer.

PH-Werte können sich verschieben, Milchsäure bzw. Laktat wird gebildet und etwas, was als anaerober Stoffwechsel bezeichnet wird, sorgt irgendwann dazu, dass wir erschöpft das Gewicht sinken lassen, oder einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen wollen. Sportler kennen einen solchen Zustand als Muskelübersäuerung.

Gibt es Möglichkeiten, einen solchen Zustand ein wenig hinauszuzögern?

In Studien zu Beta-Alanin wurde herausgefunden, dass diese Aminosäure in Zellen wie eine Art Säure-Puffer wirken kann und dadurch unseren zellulären Stoffwechsel länger auf Hochtouren laufen lassen kann. Fügte man Beta-Alanin bei Experimenten hinzu, konnten Zellen weitaus mehr Sauerstoff verwenden und länger eine hohe und effektive Produktion von Energie aufrechterhalten.

Da Stress und eine gesunde Produktion von Energie in der heutigen Zeit ein großes Thema sind, machen solche Untersuchungen natürlich Beta-Alanin sehr attraktiv. Nicht nur für den Muskelaufbau, sondern für die allgemeine Leistungsfähigkeit! Doch Beta-Alanin kann noch mehr!

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