Glycin: Semi-essentielle Mangelware auf allen Ebenen

Glycin: Semi-essentielle Mangelware auf allen Ebenen

“Essentielle“ klingt eigentlich ziemlich wichtig. Doch bei Aminosäuren ist eine solche Bezeichnung vielleicht ein wenig irreführend. Aminosäuren gelten dann als essentiell, wenn wir sie selbst nicht im Körper produzieren können. Das bedeutet nicht, dass sie unbedingt besonders wichtig für uns sind. Wir stellen sie einfach nur nicht selber her. Manche Aminosäuren dagegen gelten als semi-essentiell und für gewöhnlich handelt es sich dabei um Bausteine des Körpers, die unter bestimmten Umständen wie erhöhter mentaler Belastung, körperlicher Arbeit oder bei Verletzungen nicht mehr ausreichend von allein hergestellt werde können. Das macht sie dann nicht nur essentiell, sondern auch interessant.

Denn in einem solchen Fall brauchen wir diese Baustoffe wirklich! Glycin gehört dabei zu diesen Aminosäuren und bekommt immer mehr Beachtung als Eiweißbaustein, der immer weniger in unserer Nahrung zu finden ist, während sich unsere Reserven deutlich zu vermindern scheinen. Verbunden mit dem Wissen, wofür diese Aminosäure gut ist, macht es sie zu einem richtig spannenden Supplement.

Aminosäure Glycin für Haut und Haare

Glycin: Kollagen mit Haut und Haaren

Straffe Haut und volle Haare! Damit solche Schönheits- und Gesundheitsideale überhaupt auf natürlichem Wege möglich sind, braucht unser Körper die nötigen Bausteine, um seinem alltäglichen Bedarf an Auf- und Abbau von Gewebe überhaupt nachzukommen.

Eine wichtige Aminosäure dafür ist Glycin. Während unterschiedliche Eiweißbausteine für Festigkeit sorgen, hilft Glycin zeitgleich für eine gewisse Flexibilität im Gewebe und ermöglicht damit dem Körper, ein stabiles, dynamisches und belastbareres Netzwerk aus Kollagen zu formen. Da Glycin vor allem in dem Fleisch von Tieren zu finden ist, sollte es aber da doch kein Problem geben, oder?

Nicht ganz, denn Glycin ist nicht großartig in dem roten Muskelfleisch zu finden, dass sich viele Menschen weltweit zu Hauf jeden Tag einverleiben. Knochen, Sehnen, Bänder – also die festen, faserigen Reste, die gerne mal auf dem Teller liegen bleiben – sind die eigentlichen Lieferanten an Glycin und während sie früher häufiger mit in Eintöpfen landeten, sind sie heutzutage kaum noch auf dem Speiseplan.

Ein Grund mehr, Omas Rezept für Knochenbrühe aus dem Schrank zu holen. Doch bevor wir über Dosierung und Bedarf reden, gibt es noch ein wenig mehr über Glycin zu erzählen.

Glycin: Wirkung auf Immunsystem, Entspannung und Schlaf

Einige Studien fanden heraus, dass Glycin als Bestandteil unseres Körpers einen regulierenden Effekt auf entzündliche Effekte zu haben scheint. Glycin ist nicht nur ein Baustoff, sondern erfüllt noch weitaus mehr Aufgaben im Körper. Glutathion als beliebtes und bekanntes Antioxidant braucht Glycin, um vom Körper produziert werden zu können.

Abwehrkräfte reagierten weniger aggressiv und der Körper schien generell weniger unter Stress zu stehen, wenn Glycin verabreicht wurde. Als Marker dafür wurden unter anderem die Beobachtungen notiert, dass Zellen weniger bzw. kontrollierter durch einen Einfluss von Calcium stimuliert wurden. Ein Übermaß an Calcium – dem zellulären Antreiber – kann zu Überstimulierung, entzündlichen Reaktionen, bis einschließlich zum Zelltod führen.

Damit wird auch schnell die Verbindung zu einem gesunden Schlaf gezogen. Je weniger wir emotional, körperlich oder auf sonstige Art und Weise unter Anspannung stehen, desto leichter fällt es uns, die Augen zu schließen und am nächsten morgen tatsächlich ausgeruht aus dem Bett zu steigen.

Aminosäure Glycin

Fasst man diese Beobachtungen zusammen, könnte man also Glycin nicht nur als wichtigen Baustoff für Haut, Haare, Muskeln und anderes Bindegewebe sehen, sondern gleichzeitig auch als einen schützenden Faktor vor erhöhter mentaler, körperlicher oder vor gewissen gustatorischen Belastungen sehen. Doch wieviel brauchen wir an Glycin eigentlich und wieviel haben wir am Tag unter heutigen Zuständen zur Verfügung? Und warum überhaupt merkt das keiner?

Glycin: Zusammenfassung, Bedarf und Dosierung

Laut den Berechnungen in einigen Studien brauchen wir etwa 10 Gramm Glycin am Tag oder mehr – abhängig von der Menge an Belastung, die wir erleiden. Während unser Körper zwar täglich etwas Glycin synthetisieren kann, liegen wir damit meist bei etwa 3 Gramm. Damit besteht selbst nur bei einem normalen Bedarf schon ein Mangel von etwa 7 Gramm pro Tag. Einige Erklärungen wurden bereits geliefert, warum wir so einen Bedarf besitzen könnten, während wir ihn so wenig decken und noch immer auf beiden Beinen stehen.

Aminosäure Glycin

Zum einen…

…muss dieser Mangel noch gar nicht so alt sein. Massentier- und Massenpflanzenhaltung haben unabhängig von der Verwendung von Pestiziden, Schwermetallen und anderen Toxinen bereits unserer Nahrung und ihrer Qualität deutlich zugesetzt. Daher könnte – neben einer geringeren Menge an Glycin in der Nahrung – auch unser Bedarf an Glycin selbst angestiegen sein, da das ganze Gewebe von unserem Körper viel mehr an Reparatur bedarf. Glyphosat bzw. Roundup ist ein Pestizid, das in einigen Studien verdächtigt wurde, mit dem gesunden Einbau von Glycin in Proteinbauten auf eine negative Art und Weise einzugreifen.

Zum anderen…

…sind viele Trends in unserer Ernährung noch recht frisch. Fast Food hat erst seit wenigen wenigen Jahrzehnten Knochenbrühe und andere wertvolle Gerichte ersetzt, während sich langsam aber stetig im Hintergrund ein Mangel entwickeln konnte, ohne groß und akut aufzufallen.

Daher wäre es wohl ein recht gesundes und präventives Denken, häufiger glycinhaltige Lebensmittel zu sich zu nehmen. Sollte man also einen Wohlfühl-Versuch unternehmen wollen, kann man entweder ein Supplement für Glycin, ein hochwertiges Kollagen oder Gelatine (etwa 22 Gramm/100 Gramm) kaufen, oder öfter mal Knochen, Sehnen und Bänder von Tieren gut durchkochen.

Als vegetarische Quelle sind Samen, Nüsse (etwa 2 Gramm pro 100 Gramm) und unterschiedliche Getreidesorten zwar bekannt (unverarbeitet etwa auch 2 Gramm pro 100 Gramm), doch eiweißhaltig sind diese drei Nahrungsmittel nicht gerade und ein dementsprechender Verzehr wäre ganz schön anstrengend!

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