Glutamin: Muskelaufbau, Darmgesundheit und Stress – Teil 1

Glutamin: Muskelaufbau, Darmgesundheit und Stress – Teil 1

Von allen Aminosäuren in unserem Körper scheint Glutamin wohl diejenige zu sein, die am meisten vertreten ist. Glutamin als nicht-essentielle Aminosäure macht etwa 20% aller Aminosäuren in unserem Blutserum aus und das hat natürlich seinen Grund. Denn Glutamin ist wichtig für viele Abläufe in unserem Körper.

Darunter erfüllt es Aufgaben für den Muskelaufbau und Muskelerhalt, dient unter Umständen als Energiesubstrat, zeigt positive Effekte als unterstützendes Mittel bei Darmsanierungen und hat generell viel mit dem Bewältigen von Stress, Zuständen von Stimulierung und Erregung zu tun. Etwas, was jedoch so viel kann und vom Körper an so vielen Stellen Verwendung findet, hat vermutlich seine möglichen Risiken und Nebenwirkungen. Kann man Glutamin bedenkenlos kaufen und konsumieren, oder sollte man sich vorher vielleicht diese Aminosäure etwas genauer ansehen?

Sport und Fitness, Aminosäure Glutamin

Glutamin: Muskelaufbau und Stoffwechsel

Haben wir schwer trainiert oder uns auf eine andere Art und Weise körperlich verausgabt, sehen unsere Muskeln für eine gewisse Weile gerne mal einem Schlachtfeld ähnlich. Überall sind kleine Risse in den Fasern zu finden und wir haben alle zellulären Hände voll damit zu tun, diese Schäden nach Belastung wieder zu reparieren und zu regenerieren.

Daher werden im Bodybuilding-Bereich auch gerne täglich 10 bis 20 Gramm Glutaminpulver zusätzlich über den Tag als Nahrungsergänzungsmittel genommen. Damit aber Muskeln repariert werden und sogar wachsen können, braucht es bestimmte Prozesse. Generell weiß man, dass für anabole (aufbauende) Prozesse Zellen anschwellen müssen, indem sie Wasser aufnehmen.

Glutamin in Muskelfasern sorgt neben seiner Funktion als Baustoff für genau diesen Effekt und kann dadurch aufbauende Prozesse in Zellen noch weiter unterstützen und beschleunigen. Das macht diese Aminosäure natürlich nicht nur interessant für den Fitness-Bereich, sondern auch für die Behandlung von Verletzungen, Verbrennungen, nach schweren Operationen oder bei Patienten mit Muskelschwund. Reicht es aber, einfach den Patienten oder Sportlern Glutamin zu geben, damit Muskulatur besser wächst oder leichter erhalten bleibt?

Wurde Patienten nach schweren Operationen in ihrem geschwächten Zustand Glutamin verabreicht, kam es zum Teil zu Verschlimmerungen und sogar zu einer erhöhten Sterberate. So kam es auch zu dem Begriff der “Glutamintoxizität“ (Glutamingiftigkeit). Wie kann das aber sein? Ist Glutamin gefährlich oder schädlich?

Glutamin: Glutamat und Nebenwirkungen

Die schnelle Antwort wäre nein. Glutamin selbst ist eine nicht-essentielle Aminosäure und kann damit vom Körper bei Bedarf aus Glutamat und Ammonium hergestellt werden. Vermutlich würden wir sie nicht selber herstellen, wenn sie für uns ausschließlich giftig wäre, oder? Glutamin ist nicht gefährlich oder an sich schädlich, doch kann die Zufuhr von größeren Mengen innerhalb einer kurzen Zeitspanne (wenige Stunden) an Glutamin im Körper andere Prozesse ankurbeln, die sehr wohl in die falsche Richtung gehen können.

So, wie wir Glutamat und Ammonium im Körper zu Glutamin umwandeln, kann auch Glutamin in Glutamat und Ammonium zerlegt werden. Während einige Glutamat vielleicht als Geschmacksverstärker aus Restaurants kennen, ist er eine der zentralsten Währungen für zelluläre Aufregung, erhöhten Stoffwechsel und Stress von Zellen. Um das etwas besser zu erklären ein kleines Beispiel:

Aminosäure Glutamin

Glutamat wäre für Zellen so etwas wie ein Kaffee

Wenn wir arbeiten, sind wir in der Regel aufmerksam und stehen unter zumindest einer gewissen Menge an Konzentration. Beides ist wichtig, damit wir unsere Aufgaben gut meistern können und am Ende des Tages zufrieden zu Hause entspannen können. Glutamat wäre für Zellen so etwas wie ein Kaffee auf der Arbeit, der uns aufmerksam und konzentriert hält. Wie würden wir uns aber fühlen, wenn wir ohne Schlaf und Pause konstant arbeiten würden und einen Kaffee nach dem anderen zu uns nehmen?

Wir würden sehr bald unter Stress stehen und erschöpfen. Zellen sind in dieser Hinsicht ziemlich menschlich und steht ein Körper unter starkem Stress – also wie nach einer schweren Operation – ist eine zusätzliche Anregung manchmal genau das Falsche. Damit ist Glutamat auf der einen Seite zwar wichtig für Aktivität und bei Anstrengung, jedoch auf Dauer – oder in manchen stark geschwächten Zuständen wie nach anstrengenden Operationen – schädlich.

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